„Gefühlsklänge“

 

Die WUT kam, ich explodierte sozusagen, konnte mich nicht beherrschen, doch ehe ich etwas Unangenehmes anstellen konnte, ließ ich dieser Wut auf der Leinwand den entsprechenden Raum. Schwarz und Rot verschlangen ineinander, umeinander, vielleicht auch gegeneinander.

Die Wut verrauchte, ich wurde ruhig, ja sogar zufrieden.

Ich hatte mein Ventil gefunden.

Das Besondere ist, dass ich mir inzwischen nur diesen wutigen Schwung in Schwarz und Rot vorstellen muss, um wieder ruhig zu werden. Manchmal kommt die Wut nicht einmal hervor, obwohl sich eine Situation wiederholt.

 

Der Bildtitel „Wut I“ entstand sofort für mich. Beim Betrachten kam mir auch „Angst“ in den Sinn. Aber das ist es nicht für mich, für Andere vielleicht. Das kann jeder für sich entsprechend wahrnehmen.

Es folgten die Bilder „Glück I“ und „Hoffnung I“. Auch die „Trauer I“ hatte ich begonnen. Am Besten malte ich die Bilder in der entsprechenden Stimmung, mehrschichtig, also zu verschiedenen Zeiten. Die Stimmung sollte passen.

Aber waren es Stimmungen? Wut ist für mich keine Stimmung.

Ist es ein Gefühl? Ist es eine Emotion?

Auf der Suche nach den Antworten durchforstete ich das „intelligente Netz“. Aber meine Frage ließ sich nicht wissenschaftlich eindeutig beantworten. Wissenschaftler sind sich uneinig darüber, was Emotionen und was Gefühle sind. Ich fand die Wut in beiden Bereichen.

Für mich ist ein Gefühl „einfach da“. Insofern wäre die Wut ein Gefühl.

Besonders interessant finde ich die Ausführungen von Lisa Feldman Barrett, die ich so verstehe, dass Emotionen sich ändern können, je nach Erfahrungswerten, dass man sie bewusst ändern kann, indem man Verknüpfungen findet, die eine Emotion auf andere Wege leitet, dass man verbale und nonverbale Äußerungen nicht gleich in einer Richtung deutet.

Das deckt sich auch gut mit meinen Auslandserfahrungen. Natürlich gibt es einige wenige Grundemotionen, die gleichbleiben. Die Wissenschaft ist sich darüber weitestgehend einig, aber weitere Emotionen sind nicht immer gleich ausgeprägt. Je nach Konditionierung empfinde ich beispielsweise in verschiedenen Kulturkreisen eine Verhaltensweise als angenehm oder eher unangenehm. Das bewirkt verschiedene Emotionen.

Denke ich nun an meine Wut, an die Tatsache, dass mir inzwischen das gedanklich vorgestellte Bild hilft, zur Ruhe zu kommen oder gar keine Wut aufkommen zu lassen, gehört Wut dann doch eher zur Emotion.

 

Bei all diesen Überlegungen sehe ich mich als Malerin. Ich habe Themen, die mich in verschiednen Lebensabschnitten bewegten, zeichnerisch, collagiert oder malerisch auf das Papier oder die Leinwand gebracht. Dabei ist mir die Acrylmalerei oft das sympathischste Mittel der Darstellung.